0151 Geschwister Scholl:
individuelle Großwohnhaus im Gemeinschaftsgarten


Ort
Leinefelde
Planung / Realisierung
2009
Leistungsphasen
Wettbewerb
Bauherr
Stadt Leinefelde-Worbis
Größe
3.760 qm BGF
Bausumme
--
Architekt
Muck Petzet und Partner Architekten
Team
Muck Petzet, Sarina Arnold
Visualisierung
www.micromut.com


Das parkartige Grundstück liegt in der Schnittstelle zwischen der Altstadt und der großmaßstäblichen Zeilenbebauung der Südstadt. An dieser Grenze stehen sich zwei Wohnformen gegenüber: die auf individuelle Bedürfnisse und kleine Hausgemeinschaften ausgerichtete Struktur der Altstadt und die einem übergeordneten Gemeinschaftsgedanken entspringende sozialistische Wohnsiedlung mit Massenwohnungsbauten. Zur Auflösung dieser inhaltlichen und maßstäblichen Gegensätze schlagen wir einen neuen Haustypus für Leinefelde vor:

Das individuelle Großwohnhaus im Gemeinschaftsgarten.
In der Wohnanlage im ‚Geschwister Scholl Garten’ sind individuelle und gemeinschaftliche Elemente zu einem neuen Wohntypus verwoben: Eine großzügige öffentliche Vorzone führt zu den Eingängen der beiden Gebäude ‚Hans’ und ‚Sophie’. Die den Häuser vorgelagerten Sockel öffnen sich in einer empfangenden Geste. Hier sind Gemeinschaftseinrichtungen wie Fahrrad- / Kinderwagenabstellplätze und Müllräume untergebracht. Ein zentrales, mit einem Oberlicht versehenes Treppenhaus erschließt jeweils 20 Wohnungen je Haus. Durch dieses zentrale, großzügige, ‚kommunizierende’ Element werden die Wohnungen zu einer auch räumlich erlebbaren Hausgemeinschaft verbunden. Durchquert man das Atrium gelangt man in den nach Süden gelegenen Gemeinschaftsgarten. Dieser Garten steht allen Hausbewohnern zur Verfügung. Der vorhandene alte Baumbestand mit dem markanten Baumkreis im Süden wird ergänzt durch bepflanzte, unterschiedlich geneigte Sockel. Diese ‚Landschaftsbeete’ mit einer üppigen Bepflanzung fassen den Garten im Norden und gewährleisten den gegenseitigen Schutz von Privatgärten im EG und den Gemeinschaftsflächen. Die Sockel minimieren auch die Kontaktstellen zu den angrenzenden öffentlichen Wegen. Der Zutritt in den Garten wird durch eine niedrige Parkmauer in Verlängerung der Sockel beschränkt. Der landschaftliche Charakter der Südstadt wird in einem parkähnlichen, umfriedeten Gemeinschaftsgarten gefasst. Der Maßstab und der individuelle Charakter der Bauten stehen zeichenhaft für den Ort des Übergangs, den sie weithin sichtbar markieren. Vorteile der Punkthäuser ‚Sophie’ und ‚Hans’: Optimale Erschließung und Ausrichtung. Das Punkthaus gewährleistet eine wirtschaftliche, zentrale Erschließung aller Geschoße. 20 Wohnungen werden mit nur einem Treppenhaus erschlossen. Trotz einer Gebäudetiefe von ca. 17m ist die optimale Belichtung aller Räume gewährleistet: Die unterschiedlich aufgeteilten Wohngeschoße profitieren vom kompakten Grundriss der Häuser. Alle Wohnungen haben mindestens 2 Ausrichtungen über Eck. Durch die Abschrägung der Loggiaecken kommt eine dritte Richtung hinzu. Die dreiecksförmigen Loggien gewährleisten eine gut nutzbare Tiefe bei geringer Verschattung der darunterliegenden Wohnung. Mit der vorgeschlagenen 7-Geschoßigkeit erfüllen die Häuser das vorgegebene Raumprogramm. Die Großwohnungen wurden bewußt in die obersten Geschoße verlegt. Sie sind mit jeweils 2 Loggien ausgestattet. Durch die erhöhte Lage des Grundstücks ergibt sich von hier ein Blick über ganz Leinefelde und nach Süden bis zur Burg Scharfenstein. Zusätzlich können für diese attraktiven Wohnungen 4 Dachgärten angeboten werden, die ebenfalls per Aufzug erreichbar sind.Die Prämissen: komplette Barrierefreiheit bei wirtschaftlicher Erschließung werden optimal erfüllt. Gleichzeitig wird durch die hohe Konzentration der Bebauung ein minimaler ‚Footprint’ erreicht und damit die Schaffung des großen Gemeinschaftsgartens ermöglicht. Die Abstandsflächen gem. ThürBO sind eingehalten.

Energetisches Konzept: CO2 neutral
Die vorhandenen Vorteile der zentralen Energieversorgung über Fernwärme aus nachwachsenden Rohstoffen könnten optimal ergänzt werden durch den Einbau einer kontrollierten Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Über Erdleitungen in den Landschaftssockeln wird die Außenluft vorkonditioniert und an einer zentralen Stelle in den Wohnungen als Zuluft zur Verfügung gestellt. Die zentrale Lage des Erschließungskerns kann hierbei auch für eine optimale Leitungsführung genutzt werden. Auch die Abluft aus den Wohnungen kann hier zentral gesammelt, zum Wärmetauscher wieder in das Untergeschoß geführt und schließlich über die Landschaftssockel ausgeblasen werden. Die Fassaden weisen einen nach Himmelrichtungen optimierten Fensteranteil auf. Die Baukörper sind sehr kompakt. Durch eine gute Dämmung und die Lüftungsanlage kann ein minimaler Energieverbrauch erreicht werden. Der restliche Energieverbrauch sollte in Zukunft durch eine ebenfalls CO2-neutrale Stromversorgung ergänzt werden (Ausbau der Fernwärme mit Kraft-Wärme-Kopplung / Bezug von Energie aus alternativen Quellen).

Konstruktion / Tradition / Modernität
Die Gebäude sollen sowohl die Tradition des alten Dorfes Leinefelde mit seinen heute noch sichtbaren Spuren früher Industrialisierung und Handwerkertum widerspiegeln – als auch die Tradition der Moderne, die in der Konzeption und Architektur der Südstadt ihren Niederschlag fand. Die Sockel und die horizontalen ‚Loggienbänder’ der Fassaden sollen in ortstypischem Klinker ‚handwerklich’ gestaltet werden. Durch auseinanderziehen des Klinkerverbandes (offene Lücken) können bei den Mauern und Brüstungen dabei auch transluzente Bereiche geschaffen werden. Die zwischen den horizontalen Klinkerbändern angeordneten Fassaden- und Fensterbänder sollen in bronze eloxiertem Aluminium ausgeführt werden. Die Fenster werden dabei durch Paneele im gleichen Material optisch zusammengefasst. Mit einfachen Mitteln wird eine hochwertige Anmutung erreicht. Die Serialität und geometrische Rationalität der Gebäude entspringt der Sprache der frühen Moderne.



Impressum:

Muck Petzet Architekten

Architekt BDA Dipl.-Ing. Muck Petzet
Landwehrstrasse 37
D - 80336 München
E-Mail: sekretariat(at)muck-petzet.com

Der Architekt Muck Petzet ist Mitglied
der Bayerischen Architektenkammer,
Waisenhausstraße 4, 80637 München
Mitgliedsnummern: 172838. Hinweise
zum bayerischen Architektengesetz und
der Berufsordnung sind einsehbar unter
www.byak.de

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